hanskönig
Autor, Regisseur, Schauspieler, Musiker



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freie produktionen bis 2006

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freie produktionen bis 2006




bremer höllen (1995)

große freiheit vegesack (1996)

furor 1+2 (1997/1998)

mitgift (2002)

bremer freiheit (2006)







bremer höllen (1995)



Inspiriert von Dantes Höllenarchitektur (Die Göttliche Komödie) waren die Bremer Höllen das Thema eines infernalischen Szenarios, das nicht nur maßgeschneidert für die alte Industriearchitektur des Lagerhauses erschien, sondern auch ein magisches Feld für biographische Recherchen aller Teilnehmer bot.

Im März 1995 nahm die Idee von Hans König Gestalt an, die Hölle des Alltags, die Zwänge der Zivilisation, Rachegelüste, Aggressionen – das alles unter verschiedenen Aspekten und mit verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten auf mehrere Bühnen zu bringen. Die Lagerhausarchitektur erlaubte eine ideale Gliederung in drei Höllenkreise, eine Art Triptychon mit einer sogenannten Alltagshölle, der heißen bzw. aufbrechenden Hölle und dem gefrorenen Inferno.

Das Konzept der dreigegliederten Hölle verstand sich als übergeordnete ästhetische Idee zur inhaltlichen Verknüpfung der diversen Werkstätten. Es war ein Angebot an Gruppen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Lagerhauses nicht nur zu einem gemeinsamen Thema zu arbeiten, sondern Königs Konzept als eine Art Corsage zu nutzen, die die unterschiedlichen Ansätze, Disziplinen und Ideen ordnete und damit eine geschlossene Dramaturgie ermöglichte.

Nach etwa fünf Monaten der gemeinsamen Arbeit von etwa 150 Akteuren, Laien und professionell arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern, öffneten sich die Höllenpforten ihrem erwartungsvollen Publikum.




große freiheit vegesack (1996)zum anfang



Die Freiheit zu denken? Zur Vernunft? Freiheit von was?
Freiheit von Affekten, reine ungetrübte Klarheit, eins mit der Seligkeit?
Welche Freiheit?

Eine Werftenbrache an der Weser in Bremen Vegesack, authentischer Ort für das Sterben eines bedeutenden Industriestandorts, wird zum letzten Liegeplatz des Großseglers Deutschland. Er soll nun maßgeblich zur Attraktivität eines geplanten Einkaufsgeländes am Vegesacker Hafen beitragen, beschwert mit 30 Tonnen Beton und gebannt vom deutschen Seerecht, das großen Seglern ohne Maschine freie Bewegung untersagt, im Grunde ein weißgetünchter Leichnam, geeignet für Jubiläumsfeiern, kostümierte Shantychöre und Hochzeiten.

Dieser symbolträchtige Ort war Schauplatz für Hans Königs großangelegtes Theaterspektakel vor und auf dem Segelschulschiff.

Freiheitsvisionen in Tag- und Nachtträumen bestimmten das theatrale Szenario, bei dem über 200 Akteure mitwirkten. In einem furiosen Schlussbild auf dem Segelschulschiff offenbarten sich dem Publikum an diesen denkwürdigen Septemberabenden die wahren Verlockungen der Großen Freiheit.




furor 1 + 2 (1997/98) zum anfang
Die Deutsche Geschichte im Theater

1900 – 1918 (Produktion 1997)
1919 – 1938 (Produktion 1998)



"Setzen wir das 20. Jahrhundert als Zeit-Raum fest und auf deutsch als weitere, vieldeutige Bedingung, dann finden wir uns – ob als Lesende dieser Zeilen, als Publikum des anstehenden Ereignisses, als Akteur mit vorgeschriebenem Part, als Unterstützer und Mitarbeiterin dieses Projekts – als Protagonisten in einer Geschichte mit ungewissem Ausgang wieder, als Beteiligte eines nicht abgeschlossenen Vorgangs. Zugleich sind wir Zuschauer, Betrachtende mit dem Interesse und der Wahrnehmung, die uns eigen und möglich ist."

Mit Furor 1&2 entstanden zwei eindringliche Sittengemälde von 1900 bis 1938. Das erste Bild kam im gründerzeitlichen "Glashaus" des Kulturzentrum Lagerhaus zur Premiere. Das zweite Bild wurde für eine durch Bremen fahrende Straßenbahn produziert. Die verschiedenen Haltestellen symbolisierten bestimmte Zeitpunkte.

Verschiedene Charaktere führten durch die beiden Epochenbilder, so z.B. eine Putzfrau (für die sich nur der Müll verändert, den sie forträumen muss), ein Ingenieur, eine Grande Dame, ein Dichter, ein Maschinist, ein Soldat – um nur einige zu nennen.

Ihr Alltag, ihre Träume und ihre Bedürfnisse stehen im Vordergrund. Gezeigt wurde, was die Zeiten aus ihnen und sie aus den Zeiten machten.

Die Zuschauer erlebten einen Geschichtskommentar, der aus der vertrauten Linie der Geschichtsschreibung ausscherte und nach dem Part eines jeden einzelnen an der Krise der abendländischen Kultur in diesem Jahrhundert suchte.

Hierzu wurden die oftmals parallel laufenden Handlungen auf den verschiedenen Spielebenden zu einem Szenenbogen verdichtet, in dem sich die vorherrschende Zeitstimmung manifestierte. Wie erlebte ein Arbeiter den Beginn des ersten Weltkriegs, wie die selbstbewusste Dame im Hemdkleid?

Eingerahmt von einem aufwendigen, sich wandelnden Bühnenbild und begleitet von musikalischen Leitmotiven (Violine, Klavier, Saxophon, und drei Percussionisten), wurde deutsche "Geschichte" auf eine ungewöhnliche wie gleichsam faszinierende Weise erzählt.
In den Inszenierungen verband sich die Metaphorik des Bildertheaters mit dem Drive und der Kraft des Aktionstheaters.




mitgift (2002) zum anfang



Anna liegt im Bett. Sie sieht schattenhafte Silhouetten, hört eine fremdländische Stimme ausrufen "Habe niemanden angerührt, niemanden!". Eine Frau singt im Nebenzimmer: "Ruhig, bleibe ruhig", aber Anna ist nicht ruhig.

Ihrem eigenen Seelenheil zu Liebe entschließt sie sich, schlafende Hunde zu wecken und an Familientabus zu rühren. Zumeist bewegt sich Anna wie eine Schlafwandlerin durch die vielen zu unterschiedlichen Zeiten angesiedelten Zeiten. Mal ist sie stumme Beobachterin eines Gesprächs ihrer Großeltern während der Nazizeit, mal lauscht sie der Zwiesprache ihrer jungen Eltern.

Schicht um Schicht, Szene für Szene werden unliebsame Erinnerungen und Ereignisse freigelegt. Nach und nach kommt Anna zu sich selbst und ihrer Familie auf die Spur. Die einzelnen Puzzleteile – ein polnischer Bastard, Liebesbriefe eines jüdischen Mannes an die Oma aus den 30ern – ergeben in ihrer Gesamtheit ein so bewegendes wie verstörendes Familienpsychogramm.

Für das Hannoveraner/Hildesheimer Ensemble R.A.M. (Projektleitung Regine Hittmeier) schrieb und inszenierte Hans König das Generationsstück Mitgift. Das Stück wurde in 2003 für den Ersten Preis der Niedersächsischen Lottostiftung nominiert.





bremer freiheit (2006) zum anfang




Bremer Freiheit

Konzept und Text:
Hans König
Künstlerische Leitung: Janine Jaeggi, Sarah Harjes, Hans König

Zum Jahr des Bremer Schultheaters
Produziert von der Landesarbeitsgemeinschaft Darstellendes Spiel Bremen


Am Mittwoch, den 24. Mai 2006 fand um 17 Uhr ein großes Theaterspektakel zum 20-jährigen Jubiläum der LAG auf dem Bremer Marktplatz statt: Unter dem Titel Bremer Freiheit wurden über 250 Schülerinnen und Schüler aus insgesamt zwölf Schulen aller Schulstufen Bremer Geschichten um die Freiheit präsentiert. Das Projekt, das zur Eröffnung des Festivals Schultheater der Länder am 17. September noch ein zweites Mal aufgeführt wird, steht unter der Schirmherrschaft des Senators für Bildung und Wissenschaft.



Bremer Geschichten um die Freiheit

Bei der Beschäftigung mit der Geschichte Bremens stößt man immer wieder auf das Motiv Freiheit. Freiheit war von je her für die Bürger dieser Stadt ein hohes Gut. Sie wurde erstritten, erkauft und entschlossen bewahrt. Auf die erfolgreiche Bewahrung durch alle Fährnisse gründet sich das Selbstbewusstsein dieses Stadtstaats. Neben anhaltenden Bestrebungen der Bremer Stadtväter, sich vom Diktat der katholischen Kirche zu befreien und früh mit den Bremer Kaufleuten eine einflussreiche nicht-klerikale, nicht-adlige Nomensclatura zu bilden, finden sich zu allen Zeiten Persönlichkeiten, die Freiheit individuell definiert und gelebt haben. Auch ist die Bremer Geschichtensammlung reich an Beispielen derer, die beharrlich ihren eigenen Weg gingen und dann zwangsläufig in Bremen landeten, als hätte sie gerade Bremen besonders angezogen (Und damit sich gewiss nicht nur die Bremer Stadtmusikanten gemeint).
Die Freie Hansestadt Bremen – ein Sammelort für Charaktere mit einer besonderen Affinität zu Freiheit und Rebellentum?



Das Projekt

Ca. 250 Schülerinnen und Schüler zwischen 7 und 20 Jahren sind die Protagonisten des Stücks. Mit den Mitteln des choreographischen Theaters und des Sprechtheaters wurden zunächst in den Klassenverbänden die Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Biographien bzw. Überlieferungen begonnen. In einer späteren Phase wurden gemeinsam mit den künstlerischen Leitern Janine Jaeggi, Sarah Harjes-Fritzsche und Hans König die Bearbeitungen zur Gesamtinszenierung verdichtet.
Ort der Präsentation ist der Bremer Marktplatz.


Bremer Freiheiten

Im Folgenden werden Bremer Geschichten bzw. Begebenheiten vorgestellt. Die 7 Faulen, der Aufstand der 104, die Bremer Räterepublik, die Demonstraktion gegen die Fahrpreiserhöhung der BSAG anno 1968 um nur einige nennen. Diese Szenen werden nicht in einer chronologischen Folge gezeigt. Die "Moderatoren", in Person des Roland, der Bürgermeister Hemelingen und Smidt, der Fischluzie sowie Clara Westhoff und Paula Modersohn-Becker kommentieren diese Szenen und betten sie in die Inszenierung ein. Gemein ist allen Szenen eine poetische, teils burleske Bildersprache und eine humoristische, groteske Überspitzung.


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